Arbeitszeitflexibilität gilt nicht nur für Arbeitnehmer! Manuel Michniok begrüßt den Vorstoß der IG Metall, das Thema Arbeitszeit in der Tarifrunde anzugehen

Manuel Michniok

12. Oktober 2017

Müssen wir uns demnächst auf noch flexiblere Arbeitszeiten einstellen? Dazu ein Standpunkt von Manuel Michniok (SPD-Stadtverbandsvorsitzender)

Es gibt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die sich sorgen, dass künftig (Stichwort Arbeitswelt 4.0) keine tägliche Höchstarbeitszeit und keine festen Ruhezeiten mehr gelten. Stattdessen soll nur noch eine reine Wochenarbeitszeit maßgebend sein. Was Unternehmen befürworten, könnte für die Beschäftigten Probleme bedeuten.

Manuel Michniok, SPD-Stadtverbandsvorsitzender, vertritt zum Thema folgenden Standpunkt:

Schon seit längerem kommen Forderungen aus der Wirtschaft, die gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeit seien veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Heute müssten Arbeitnehmer/innen flexibel auf die Anforderungen in der Wirtschaft reagieren und ständig erreichbar sein. Dazu benötige man Flexibilisierungen in der gesetzlichen Arbeitszeit. Dies ist aus meiner Sicht nicht nötig.

Bereits jetzt beweisen die Kolleginnen und Kollegen unter größtem Einsatz täglich, dass sie bereit sind, auch kurzfristig auf spontane Änderungen in Arbeitsabläufen zu reagieren. In vielen Betrieben gibt es Arbeitszeitkonten die es ermöglichen, die tägliche Arbeitszeit zu verändern. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass nach der aktuellen Regelung im Arbeitszeitgesetz eine tägliche Arbeitszeit von bis zu acht Stunden möglich ist. Diese kann auch punktuell auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Das bedeutet, dass gesetzlich eine Arbeitszeit in der Woche zwischen 48 und 60 Stunden betragen kann! Ich sehe nicht, warum man das weiter ausweiten sollte und halte die aktuelle Regelung eigentlich schon für zu lange.

Wenn dies ausgeschöpft wird kommt so schon das Privatleben viel zu kurz. Es stellen sich die berechtigten Fragen „arbeite ich um zu leben oder lebe ich um zu arbeiten?“ und „Wem gehört eigentlich meine Zeit?“.

Aus meiner Sicht muss diskutiert werden, was denn die Arbeitnehmer/innen für ihre ständige Flexibilität erhalten. Es kann nicht sein, dass von den Arbeitgebern ständige Flexibilität eingefordert wird, diese aber nicht den Beschäftigten entgegengebracht wird. Die Arbeitnehmer/innen in Deutschland sind bereit kurzfristig ihre Arbeit im Betrieb aufzunehmen. Dies muss aber auch in umgekehrter Weise gelten. Will ich morgen spontan zu Hause bleiben muss dies möglich sein.

Deshalb ist der Vorstoß der IG Metall, in der anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie, eine "kurze Vollzeit" durchzusetzen, absolut begrüßenswert. Die Gewerkschaft möchte erreichen, dass Beschäftigte für bis zu zwei Jahre ihre wöchentliche Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden absenken können, um so mehr Zeit für Kinder, Freunde, die Pflege der Eltern usw. zu erhalten. Diese Flexibilität muss von den Arbeitgebern im 21. Jahrhundert durchaus eingefordert werden können.

Die Diskussionen zu der Thematik werden sich in den nächsten Monaten und Jahren noch verschärfen. Die SPD setzt sich ein für gute Arbeitszeiten die mit dem Privatleben vereinbar sind.

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