SPD auf Hochwasserschutz-Exkursion im Bachgau - Nachahmenswerte Schutzmaßnahmen in Radheim

Radtour im Bachgau zur Besichtigung der Hochwasserschutzmaßnahmen

03. August 2021

Der 8. Juli1987 hat sich vielen Bewohnern der Bachgaugemeinden ins Gedächtnis eingebrannt: Damals ging ein Starkregen über dem oberen Bachgau nieder, wobei innerhalb einer Viertelstunde ca. 50 Liter pro Quadratmeter fielen. Aus dem Welzbach, der normalerweise zwischen 3 und 9 Liter Wasser pro Sekunde führt, wurde binnen Minuten ein reißender Strom, der auf bis zu 50 Meter Breite anschwoll und in den bachnahen Bereichen der Bachgaugemeinden verheerende Überflutungen Häusern anrichtete.

Zahlreiche Welzbach-Anrainer beteiligten sich unter dem Eindruck der jüngsten Hochwasserkatastrophe an der Exkursion der Wenigumstädter SPD entlang des Welzbachs von Pflaumheim bis Radheim. Einige hatten Fotos aus 1987 mitgebracht, welche großflächige Überschwemmungen inmitten der Ortsbebauung zeigen.
Gemeinderat Wolfgang Jehn, Zeitzeuge der beiden Hochwasser von 1987 und 1989, wies daraufhin, dass es sich damals nur um sogenannte 20jährige Hochwasser gehandelt habe. Demgegenüber seien bei der jüngsten Sintflut in Pfalz und Eifel 170 Liter pro Quadratmeter niedergegangen, was weit über ein Jahrhunderthochwasser hinausging. Auf das 63 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Welzbachs bezogen, wären im Bachgau etwa 11 Millionen Kubikmeter Regen niedergegangen, was auch hier zu meterhohen Fluten mit entsprechenden Verheerungen geführt hätte.

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SPD-Hochwasser-Exkursion mit Gemeinderat Wolfgang Jehn und Bundestagskandidat Tobias Wüst am Pflaumheimer Dimpel, einem neuralgischen Punkt bei Starkregen. Die Bachverrohrung muss dann Welzbach, Mühlgraben und Baumertsgraben gleichzeitig aufnehmen.

Auch wenn man sich nicht gegen solche Fluten wappnen könne, so forderte Jehn, dass der Markt Großostheim wenigstens Schutzmaßnahmen gegen mittlere Starkregen ergreift. Zwar seien seit 1987 schon einige Hundert Kubikmeter Retentionsflächen geschaffen worden aber mit Blick auf das benachbarte Schaafheim gebe es erheblichen Nachholbedarf.

Auf die Frage nach einem gemeindlichen Schutzkonzept entgegnete Gemeinderätin Bettina Göller, dass gegenwärtig die hydraulische Berechnung des Kanalsystems überarbeitet wird, während es die von der SPD beantragte Hochwassersimulation noch nicht gebe. Nach dem jüngsten Hochwasser in Mömlingen und dem mittlerweile siebten SPD-Antrag zu Schutzmaßnahmen hat die Gemeindeverwaltung jetzt Kontakt mit einem Ingenieurbüro aufgenommen, um ein Hochwassermodell zu erstellen, das den Handlungsbedarf und eine Priorisierung der Maßnahmen festlegen soll.

Der Aschaffenburger SPD-Stadtrat und Bundestagskandidat Tobias Wüst erwartet eine erhebliche Aufstockung der Bundes- und Landesmittel für Hochwasser- und Katastrophenschutz, damit Städte und Gemeinden die Schutzmaßnahmen finanzieren können.

Auf der Hochwasserexkursion wurden bereits angelegte Retentionsflächen im Wenigumstädter Ried und Brühl besichtigt, wobei festgestellt wurde, dass dort deutlich größere Rückhaltebereiche möglich sind. Oberhalb von Radheim wurden am Welzbach und Hebach zwei Dammbauwerke besichtigt, mit denen die Gemeinde Schaafheim mehr als 5.000 Kubikmeter Stauraum geschaffen hat. Zusätzlich wurden in zwei Straßen unterirdische Rigolenanlagen mit 100 und 200 m³ Fassungsvermögen gebaut. Zusammen mit dem in Bau befindlichen Stauraumkanal in der Ringstraße investiert Schaafheim insgesamt 3,5 Millionen Euro für den Radheimer Hochwasserschutz.

Schutzdämme nach Radheimer Vorbild hielten die Exkursionsteilnehmer auch für die zum Welzbach ziehenden Flurgräben für notwendig, weil damit der Zufluss von Sturzfluten aus der Feldflur abgebremst werden könne. Gleichzeitig entstehen dabei hochwertige Biotope, in denen auch Regenwasser versickert und Grundwasser neugebildet wird. Nach den Vorstellungen der SPD soll sich der Großostheimer Gemeinderat demnächst ebenfalls auf Hochwasserschutz-Tour begeben um bei allen Räten ein Verständnis für die hochdringlichen Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

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